Eine Bootstour – das sind außergewöhnliche Erlebnisse aus einem völlig anderen Blickwinkel – nämlich vom Wasser aus.
Hier ein Reisebericht über eine Bootstour auf dem Canal du Midi in Südfrankreich in der Weinbau-Region Laguedoc. Wie immmer mit einigen Tipps und Empfehlungen.
Bootstour auf dem Canal du Midi
Magnifique – Bootstour im Süden Frankreichs auf dem Canal du Midi
Eine Bootstour – das ist Ruhe und Erholung – aber mit der Unabhängigkeit zu tun, was man möchte und wann man es möchte. Denn man hat ja sein Komfort-Heim direkt dabei – nach dem Umbau sogar mit Sat TV, DVD-Player, Klimaanlage und neu gestalteter Toilettenanlage. Aus einem völlig anderen Blickwinkel erlebten wir auch diesmal unvergessliche Eindrücke… Ziel war der Canal du Midi in Südfrankreich.
Die Route führt uns von Homps über Béziers nach Marseillan und zurück. Wegen des größeren Platzangebotes (10 Personen) hatten wir auch diesmal die ‚Magnifique‘ gebucht.
Auf der beschriebenen Strecke galt es das Boot durch 26 Schleusen auf den 133 Kilometern manövrieren. Die etwa 27 Stunden reine Fahrtzeit wurden gemütlich auf eine Woche verteilt. Dabei machten wir Bekanntschaft mit den verträumten Örtchen entlang der Strecke, den kulinarischen Spezialitäten und den hervorragenden Weinen der Region.
Durch eigene Erfahrung können wir hier ein paar Tipps geben, woran Sie denken sollten und was auf Sie zukommen kann.
Die Geschichte des Canal du Midi.
Unsere Bootsfahrt 2010 führte uns nach Südfrankreich in die durch Weinbau geprägte Region Languedoc, auf den Canal du Midi (zu deutsch: Kanal des Südens). Die 240 km lange, südfranzösische Wasserstraße erstreckt sich von der Camargue im Osten bis nach Toulouse im Westen. Seine Fortsetzung in Richtung Atlantik nach Bordeaux bildete ursprünglich der Fluss Garonne, später wurde der Garonne-Seitenkanal erbaut.
Damit wurde das Ziel verwirklicht den Atlantik mit dem Mittelmeer zu verbinden und Waren zu transportieren, ohne die umständliche Route um die iberische Halbinsel herum wählen zu müssen.
Der Canal du Midi wurde zwischen 1666 und 1681 nach Plänen des in Béziers geborenen Pierre-Paul Riquet verwirklicht. 12000 Arbeiter errichteten in nur 15 Jahren 126 Brücken, 64 Schleusen, 55 Aquädukte und 7 Kanalbrücken.Die Sicherstellung der Wasserversorgung geschah über die Talsperre St-Ferréol. Mit diesem, für seine Zeit größten von Menschenhand geschaffenen Gewässer, gelang es aus den etwa 30 km entfernten Hügeln der Montagne Noire das Wasser heranzuholen.
Am Kanal selbst wurden entlang der Ufer sage und schreibe 100.000 Platanen gepflanzt, die noch heute ein gemächliches Reisen im Schatten der alten Bäume erlauben. Seit den 1970er -Jahren wurde die Wasserstraße für den Fremdenverkehr entdeckt. Seither erfreut er sich wieder steigender Beliebtheit bei den unzähligen Freizeitschiffern, die entspannt den Kanal mit ihren Hausbooten bereisen. Aufgrund seiner Geschichte und seiner Einzigartigkeit wurde der Canal du Midi 1996 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.
Die Strecke
Unsere Route führte uns in diesem Jahr vom ehemaligen Handelshafen Homps, von wo in früheren Zeiten Weinfässer der Weinbaugegenden Corbiéres und Minervois nach Bordeaux gingen, zu der am Étang de Thau gelegenen Hafenstadt Marseillan. Die Gesamtstrecke von 190 km für Hin- und Rückweg zeichnet sich durch 38 Schleusen aus und führt vorbei an malerischen Städten und Dörfern durch die wunderschöne Region Languedoc Roussillon – Frankreichs fruchtbarster Weingegend.
Highlights waren historische Orte wie Le Somail, Capestang, Colombièrs, der 160 m lange Kanaltunnel von Malpas oder die Stadt Béziers mit der Schleusentreppe von Fonserranes.
Ein für Bootstourismus ganz besonderes Erlebnis ist die Fahrt auf dem Étang de Thau. Der Lagunensee besticht durch sein kristallklares Wasser, den für Frankreich einzigartigen Flamingos und seinen Austernbänken. Nur bei wenigen Routen bietet sich die Möglichkeit ein offenes Gewässer dieser Größe zu erleben.
Formalitäten bei Boots-Übergabe
Die Übergabe des Bootes war problemlos und schnell. Das deutschsprachige Personal wickelt die Formalitäten ab. Sie bekommen einen Ordner mit Informationsmaterial und den Gewässerkarten.
Ein Techniker weist Sie in französischer oder englischer Sprache in die Besonderheiten des Bootes ein und Sie lernen die Neuigkeiten des Bootes kennen.
Allgemein fallen bei Schiffsübergabe für eine Woche folgende Kosten an:
– Zusatzversicherung (eine Art Boots-Vollkasko): 110 EUR (gleich bei Buchung mitgebucht)
– Abschlag Betriebskosten: 150 EUR
– Parkplatz (eingezäunt) 30 EUR
– Trekking-Fahrrad 40 EUR oder Mountainbike 44 EUR (zu empfehlen, da moderner und in besserem Zustand)
– Endreinigung (für die Magnifique): 120 EUR (kann in 15 Minuten leicht selbst durchgeführt werden)
Schleusen
Es gibt nur automatische Schleusen, die durch Schleusenpersonal bedient werden. Die Arbeit der Bootsbesatzung besteht darin das Boot sicher in die Schleuse zu manövrieren und das Boot gegen die Bewegung des ein- oder ausströmenden Wassers anzuseilen – Aufgrund der Dimensionen der Schleusen am Canal du Midi kein leichtes Unterfangen. 3-4 Personen an Bord sind daher empfehlenswert.
Information: Die Schleusen werden täglich von 09:00-18:00 Uhr, 12:30-13:30 Uhr geschlossen (Mittagspause) betrieben. Daher sollten Sie Ihre Routenplanung diesen Zeiten anpassen. An der Schleusentreppe gibt es zudem feste Zeiten, zu denen die Schleusen nur kanalaufwärts oder kanalabwärts genutzt werden können.
Rückgabe des Bootes
Die Reederei wünscht eine Rückkunft im Hafen am Vorabend des Rückgabetages.
Die Rückgabe ist morgens von 9 bis 11 Uhr möglich. Dabei wird das Boot kurz auf technische Unversehrtheit und Sauberkeit geprüft. Die Gebühr für die Endreinigung kann eingespart werden. Eine halbstündige Reinigung und das Abziehen der Bettwäsche reicht völlig aus.
Formlos werden auch die Räder zurück gegeben und im Le Boat-Büro die Restzahlung ermittelt. Abgerechnet wird in Betriebsstunden (unabhängig vom tatsächlichen Treibstoff-Verbrauch) Pro Betriebsstunde fallen 7,60 EUR an, die mit dem bei Abfahrt geleisteten Abschlag verrechnet werden.
Ein persönliches Wort
In jeden Fall wurde unser Französisch auf der Fahrt um eine Redewendung erweitert: mehrfach durften wir die Wortkombination „Il est interdit de…“ lernen.
Ich frage mich, ob wir solch unmögliche Bootstouristen waren, dass wir mehrfach über französische Vorschriften belehrt werden mussten, oder ob die Menschen im Süden Frankreichs einfach nur etwas seltsame Zeitgenossen sind. Jedenfalls kannte ich einen solchen Umgang mit Urlaubs-Gästen aus anderen Regionen unseres Nachbarlandes nicht.
In Sachen Route beeindruckten die Platanen-Reihen auf beiden Seiten des Kanals, die ein ganz besonderes Flair aus Licht und Schatten erzeugten. Neben der Schleusentreppe von Fonserranes blieb mir der Étang de Thau in besonderer Erinnerung. Alleine die Gelegenheit als Bootstourist ein solch großes Gewässer befahren zu können, hat schon etwas Einzigartiges. Kommen dann noch grandiose Sonnenaufgänge hinzu, ist das Naturerlebnis kaum zu toppen.